Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser
Wie vor zwei Wochen angekündigt, kümmere ich mich in diesem Newsletter um die Probleme der Männer. Wo soll ich anfangen? Vielleicht damit, dass die Männer, obschon sie fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen nur mit etwa 30 Prozent im nationalen Parlament vertreten sind? Oder dass sie sich aufgrund von traditionellen Rollenbilder immer noch vermehrt um Haushalt und Kindererziehung kümmern, ohne dafür bezahlt zu werden? Oder sprechen wir ein Thema aus der Freizeit an, weil Männer ja den Ausgang am Samstagabend gar nicht richtig geniessen können, weil sie stets Angst vor Übergriffen und sexuellen Belästigungen haben müssen.
Sie merken es, ich habe mir einen Spass erlaubt. Doch stellen wir den Spass beiseite. Ich stelle in Gesprächen immer wieder fest, dass die gesellschaftlichen Veränderungen für Männer Schwierigkeiten respektive Unsicherheiten mit sich bringen. Salopp gesagt ist frau nicht mehr auf einen Mann angewiesen. Studien zeigen, Männer profitieren stärker von heterosexuellen Partnerschaften als Frauen. Männer mit Partnerin leben gesünder und fühlen sich besser. Frauen hingegen merken, dass sie ohne Mann ganz gut – wenn nicht sogar besser – auskommen.
Zudem ist es für Männer schwierig geworden, nur schon ein nett gemeintes Kompliment anzubringen. Was ist hier noch erlaubt und wann ist es sexistisch oder unangenehm fürs Gegenüber? Der Grat ist manchmal schmal und schwierig. Im schulischen und beruflichen Umfeld sind Frauen sehr erfolgreich, sie schaffen sich in einigen Bereichen Platz, wo früher Männer Platzhirsche waren. Das kann am männlichen Ego kratzen.
Fazit: der alte weisse Mann hat ausgedient. Die Gesellschaft kehrt sich von ihm ab, verteufelt ihn und pauschalisiert sein Verhalten als toxische Männlichkeit. Frauen brauchen solche Männer nicht, da fokussieren sie sich lieber auf die Karriere. Männer finden sich im gesellschaftlichen Diskurs nicht wieder und fühlen sich verhöhnt. Wie soll der moderne Mann also sein und wo ist sein Platz in der Gesellschaft?
Für mich sind die Eigenschaften des modernen Mannes nicht spezifisch männlich. Sondern – und das ist vielleicht der Punkt – eher menschlich. Ich wünsche mir Mitmenschen die mitfühlend, unterstützend und respektvoll sind. Ist das zu viel verlangt? Ich finde nicht – egal, ob ich das von Männern oder Frauen, meinem Vorgesetzten oder meiner Familie einfordere. Was denken Sie? Wie soll der moderne Mann sein?
Ich habe dazu einige Artikel angehängt. Unter anderem auch einen, der die klassische Männlichkeit in einer Zeit mit Autokraten wie Trump, Putin und Co zurückfordert. Viel Spass beim Lesen
Sabrina Bächi
Stiftungsrätin Think Tank Thurgau
Matthias Politycki über Trump und toxische Männlichkeit
Braucht es dank Trump und Putin nun doch wieder die klassische Männlichkeit?
Romantic Relationships Matter More to Men than to Women | Behavioral and Brain Sciences
Forscher:innen haben in einer Studie festgestellt, dass Männer offenbar gesunder leben und besser schlafen, wenn sie eine Partnerin haben. Aber sie sind emotional auch abhängiger.
Dieser Text geht auf das vielseitige Bild des Mannes ein und wie sich die Rolle und das Männlichkeitsideal verändert haben.
Die Autorin geht mit dem Begriff des modernen Manns hart ins Gericht. Auch spannend, wie ich finde.
Bildquellen
- : GDJ auf clipsafari