Liebe Leserinnen und Leser
Digital aktiv und damit gesund bleiben: Eine aktuelle Metaanalyse mit 411.430 über 50‑jährigen Teilnehmer:innen zeigt: Wer regelmässig ein Smartphone, Tablet oder den PC nutzt, hat ein um 58 % geringeres Risiko, an kognitiven Einschränkungen zu erkranken . Die Ergebnisse entkräften die weit verbreitete Vorstellung von «digitaler Demenz» und deuten auf einen echten «technological reserve»-Effekt, d.h. auf eine geistige Stärkung durch aktives digitales Engagement .
Allerdings zählt nicht die Nutzungsdauer, sondern die Art der Nutzung: Aktive Online-Kommunikation, Verbindungsfunktionen zur Familie und das Lösen digitaler Herausforderungen sind förderlicher als passives Scrollen. Genau diese Zielgruppe, ältere Menschen, die nicht als Digital Natives aufgewachsen sind, profitiert laut Forschung besonders .
Lesenswert finde ich auch die anderen Beiträge im heutigen Newsletter: Fragen Sie sich auch, wie man die Ökobilanz von KI messen könnte? Und wenn Sie jemanden kennen, der immer noch von einer Karriere als «Influencer» träumt, gibt es Gesprächsstoff in der Studie von Claudia Gerhards, die mich sehr überrascht hat. Wer noch nie etwas von Palantir gehört hat, sollte sich ganz besonders für den letzten Beitrag unseres heutigen Newsletters interessieren.
Herzliche Grüsse vom Think Tank Thurgau
Matthias Mölleney
Präsident des Stiftungsrats
Geistige Fitness: Oma daddelt sich fit
Das Internet kann für Menschen über 50 überraschend positive Effekte haben: Es fördert die geistige Fitness, steigert die Lebensfreude und vermindert Einsamkeit – im Gegensatz zu den negativen Auswirkungen auf Jugendliche. Studien zeigen, dass ältere Nutzer von digitaler Technik kognitiv und emotional profitieren, da sie bewusster und als Werkzeug verwendet wird. Smartphones stärken die soziale Verbundenheit, was Einsamkeit verringert und das Risiko von Demenz senkt.
Wer es gerne noch wissenschaftlicher haben möchte: Hier ist die Metastudie, auf die ich hingewiesen habe.
Künstliche Intelligenz (KI) birgt grosses Potenzial, aber auch ökologische Risiken durch hohen Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Es fehlen einheitliche Messmethoden und Standards zur Erfassung der Umweltbilanz von KI-Systemen. Um KI nachhaltig zu gestalten, sind mehr Transparenz und unabhängige Bewertungen notwendig. Ein Umdenken in der Politik ist erforderlich, um KI als Bestandteil der Nachhaltigkeitspolitik zu integrieren und klare Daten sowie Standards zu etablieren.
„Schmutzige“ Arbeit: Deshalb wollen Influencer keine Influencer mehr sein
Influencerinnen sehen ihren Beruf immer kritischer und entwickeln jetzt sogar Strategien gegen Ablehnung. Laut einer neuen Studie von Claudia Gerhards zählt der Beruf zu „dirty work“ Berufen mit schlechtem Image. Gründe sind unter anderem unethische Werbung und Materialismus. Influencerinnen setzen auf „Reframing“, lehnen den Begriff Influencer ab und bevorzugen „Content Creator“. Sie distanzieren sich von stereotypen Influencer*innen mit negativem Verhalten. Weitere Forschungsansätze werden vorgeschlagen.
Umstrittene US-Software: Palantir-Überwachung in Deutschland?
Umstrittene US-Software Palantir könnte bald bundesweit in Deutschland eingesetzt werden. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) erwägt ihre Nutzung, obwohl Datenschutzbedenken und intransparente Algorithmen bestehen. Kritiker warnen vor Abhängigkeiten von einem US-Konzern mit zwielichtigen Verbindungen. Während einige Bundesländer die Software „Gotham“ bereits nutzen, steht die deutsche Regierung in der Kritik, auf eine eigene Lösung zu verzichten. In der Schweiz sind die Überlegungen zum Einsatz von Palantir noch in der Anfangsphase – das US-Unternehmen hat aber bereits eine Niederlassung im Kanton Schwyz eröffnet.
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